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Blog, Stadtforschung / 11.09.2020

Bekannt ist die Aussage „Integration findet vor Ort statt“. Diese so phrasenhaft anklingende Redensart drückt ein gegenwärtiges Phänomen aus. So sind Kommunalwahlen auch immer eine Entscheidung darüber, wie Integration vor Ort stattfinden soll. Denn die Kreistags- und Ratsmehrheiten und Oberbürgermeister*innen nehmen maßgeblichen Einfluss darauf, welche Projekte und Angebote in ihrer Kommune stattfinden, welcher Ton die öffentliche Debatte beherrscht und wie ein Miteinander, zwischen jung und alt, mit- und ohne Migrationsvorgeschichte oder auch arm und reich aussehen kann. Im Folgenden wird die Kommunalwahl in NRW am 13.09.2020 sowie die Oberbürgermeister*innenwahl (Stichwahl am 27.09.2020) genauer betrachtet. Wahlen in NRW sind immer etwas Besonderes, da sie im Bevölkerungsreichsten Bundesland auch als Stimmungstest für die Landes- oder Bundesebene interpretiert werden. Das ist zwar nicht fair, aber Realität. Zudem stand die Wahl in NRW unter mehreren besonderen Vorzeichen. Es war die erste Wahl an Rhein und Ruhr seit Ausbruch der Corona-Pandemie, was den Wahlkampf deutlich erschwerte. Auch war es die erste lokale Abstimmung, in welcher flächendeckend die rechtspopulistische AfD antrat und welche vor dem Hintergrund der breiten Klimaproteste abgehalten wurde. 

Blog, Migration, Politik, Stadtforschung / 21.05.2020

Seit September 2017 sitzt die noch relativ junge Partei, Alternative für Deutschland (AfD), in Fraktionsstärke im Deutschen Bundestag. Viel diskutiert sind ihre rechtspopulistischen Äußerungen, welche häufig von fremdenfeindlichen Argumenten oder Behauptungen geprägt sind. Getragen ist ihr Erfolg durch die Skepsis gegenüber der Aufnahme Geflüchteter und dem Euro. Um aber 12,6 % der Zweitstimmen bei einer Bundestagswahl, welche eine relativ hohe Wahlbeteiligung hatte, zu erreichen, muss sie in der Fläche erfolgreich sein und nicht allein in einigen wenigen Hochburgen. In diesem Beitrag möchte ich, basierend auf empirischem Material aus zwei Feldforschungen zu zwei sehr unterschiedlichen Orten, auf eine Spurensuche gehen, wie diese Wirkung in der Fläche zu erreichen war.

Blog, Nachbarschaft, Stadtforschung / 20.03.2020

Während die Fieberkurve der Zahlen der Infizierten mit dem Coronavirus täglich dramatisch steigt, die Märkte einbrechen und die politischen Verantwortungsträger im angespannten Krisenmodus arbeiten, scheint es so, als würden Menschen ihre Nachbarn wiederentdecken und solidarisch werden. Bilder von Aushängen für nachbarschaftliche Unterstützung im Quarantänefall machen die Runde, ebenso Medienberichte über Online-Foren zur nachbarschaftlichen Unterstützung im Krisenfall. In diesem Beitrag möchte ich anhand von vier Thesen diese Entwicklung diskutieren, geleitet von der Frage, ob die zu sehende nachbarschaftliche Unterstützung etwas Neues ist und wer von der Solidarität profitiert und wer nicht.

Blog, Konfliktforschung, Kontexteffekte, Stadtforschung / 16.08.2019

An anderer Stelle habe ich von einem laufenden Forschungsprojekt berichtet, welches sich dem Konzept des code of the street bedient. In diesem haben wir gewaltbezogene Normen junger Männer mittels qualitativer Interviews in sogenannten riskanten Stadtteilen in verschiedenen Ländern untersucht und verglichen. Die Ergebnisse liegen nun vor, die ich gerne an dieser Stelle zugänglich machen möchte.

Blog, Stadtforschung / 28.05.2019

Vor dem Hintergrund der sich wandelnden gesellschaftlichen Verhältnisse haben sich auch die Nachbarschaftsbeziehungen stark verändert. Das Leben nebeneinander wird zunehmend von Distanz und Anonymität geprägt. Inwiefern Nachbarschaft heute anders ist als noch vor einigen Jahrzehnten, und warum dies vielleicht sogar eine zwingende Notwendigkeit ist, möchte ich im folgenden Beitrag diskutieren.

Blog, Migration, Stadtforschung / 29.01.2019

Normalität ist nichts Feststehendes, sondern verändert sich durch Diskussionen, Bilder, Narrative, auch mithilfe von social media, schneller als je zuvor. Gegenwärtig erleben wir im Diskurs über Geflüchtete eine merkbare Veränderung dessen, was als akzeptabel gilt oder als normal empfunden wird. Zu beobachten ist eine Normalitätsverschiebung vor allem in Ostdeutschland, was sich u. a. durch eine fehlende demokratische Infrastruktur in Folge von Gebietsreformen, ein bereits bestehendes Vorurteilsreservoir, eine mangelnde Aufarbeitung des Nationalsozialismus sowie Entsicherungs- und Abwertungserfahrungen nach der Wiedervereinigung erklären lässt.

Blog, Migration, Stadtforschung / 09.07.2018

Im Juni 2018 ist meine Studie „Ausgrenzung Geflüchteter. Eine empirische Untersuchung am Beispiel Bautzen“ im VS Verlag für Sozialwissenschaften erschienen. Hierin wird die Frage beantwortet, wie einzelne Kommune zu Orten der Ausgrenzung für Flüchtlinge werden. Dafür habe ich exemplarisch die ostsächsische Stadt Bautzen untersucht, wofür ich sowohl Statistiken, als auch Protokolle politischer Debatten, Medienberichte, teilnehmende Beobachtungen und über 100 leitfadengestützte Interviews mit Bürgerinnen und Bürgern, Geflüchteten, Politikern sowie Vertretern der Zivilgesellschaft und öffentlicher Einrichtungen ausgewertet habe. In diesem Artikel möchte ich einen kurzen Überblick zum Inhalt der Arbeit liefern.

Blog, Konfliktforschung, Stadtforschung / 19.02.2018

Straßenkriminalität und Jugendgewalt gehören zu den Dauerbrennern medialer Berichterstattung sowie gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Diskussionen. Das gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch für andere Länder wie z.B. die USA oder Südafrika. Einer der bekanntesten Theorien zur Erklärung von Jugendgewalt ist der sogenannte Code of the Street. Im Folgenden möchte ich einen kurzen Überblick zur Theorie, ihrer Entstehung und ihren grundlegenden Annahmen geben und einige kritische Punkte benennen.