Erster Tag: Kinder malen Bilder von ihrer Familie

Erster Tag: Kinder malen Bilder von ihrer Familie

Unsere Kleingruppe „Transnationales Familienleben“ hat sich einige Monate damit beschäftigt, zwei Studien auszuwählen und diese für die Feldforschung in Stolipinovo vorzubereiten. Eine dieser Studien ist eine Replikation der Untersuchung von Dreby und Adkins (2011), die wir statt mit mexikanischen Kindern mit der Bevölkerung in Stolipinovo durchführen. Da wir am ersten Tag der Feldforschung ausschließlich Erhebungen für die Replikationsstudie durchgeführt haben, werden die wichtigsten Grundinformationen dazu nachfolgend genannt.

Zuerst werden ein paar Kinder ausgewählt, die wir bitten, sich an einen Tisch zu setzen, der vorbereitet ist mit einem weißen Din A4 Blatt Papier für jedes Kind und diversen Buntstiften. Die Kinder bekommen dann von einem Dolmetscher die Aufgabe vermittelt, ihre Familie zu malen und anschließend die gemalten Familienmitglieder zu betiteln. Die Dolmetscher sind alle Sozialarbeiter, die in dem Stadtteil Stolipinovo langjährige Berufserfahrungen gesammelt haben. Weitere Informationen erhalten die Kinder nicht, da sie möglichst unbeeinflusst ihre Vorstellung von ihrer Familie malen sollen.

Wenn ein Kind mit dem Bild fertig ist, setzt sich der Dolmetscher mit dem Kind zusammen und füllt das Erhebungsinstrument aus. Als Erhebungsinstrument haben wir eine Checkliste entwickelt, in dem die Familienstruktur, die Wohnsituation und der Aufenthaltsort der Familienmitglieder abgefragt wird, unabhängig davon, ob diese Familienmitglieder auch gemalt wurden. So kann es auch passieren, dass ein Kind ein Bild malt, auf dem die Familienmitglieder, die im Ausland sind, gar nicht vorkommen. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit auf der Checkliste das Alter der Familienmitglieder sowie sonstige Informationen zu notieren. Beispielsweise ergab es sich, dass ein Kind das erste Mal überhaupt ein Bild malte und ein Anderes sehr nervös war und dementsprechend nicht alle Fragen beantworten konnte. Mit dieser Situation mussten wir flexibel umgehen.

Am 8. April, dem Welt-Roma-Tag begann endlich unsere Feldforschung in Stolipinovo. Zu Beginn bereiteten wir um 11 Uhr den Raum mit Stiften und Papier vor. Am Eingang des Raumes präparierten wir zusätzlich einen Tisch, um die Bilder und Checklisten sofort fotografieren und ordnen zu können. Damit können wir die Daten sichern, falls die Kinder ihre Bilder würden mitnehmen wollen. Nachfolgend instruierten wir einen Dolmetscher, wie er den Kindern ihre Aufgabe übermitteln und unser Erhebungsinstrument ausfüllen soll.

Nachdem dies geschehen war, ließen wir die ersten sechs Kinder in den Raum und sie wurden gebeten, ihre Familie zu malen und diese nachfolgend zu bezeichnen. Die Kinder, die Schwierigkeiten hatten, ihre Familienmitglieder selbstständig zu benennen, wurden dabei von dem Dolmetscher unterstützt. Wichtig dabei war, dass der Dolmetscher nicht selbst Familienmitglieder benennt, sondern die Kinder selbstständig erzählen lässt, um das Ergebnis nicht zu verfälschen. Da wir nicht wussten, ob die Kinder sich in dieser Situation wohlfühlen und dementsprechend überhaupt partizipieren wollen, waren wir positiv überrascht, wie sorgfältig und enthusiastisch die Kinder an die Aufgabe herangegangen sind. Ein paar der Kinder wussten sogar genau, wie alt all ihre Familienmitglieder sind und erzählten viel darüber, bei wem sie wohnten und wer von ihrer Familie im Ausland tätig sei.

Besonders wichtig war uns hierbei die Information, welche Familienmitglieder mit ihnen zusammenlebten und welche im Ausland sind oder waren. Nachdem die Kinder mit diesem Teil der Aufgabe fertig waren, erhielten sie einen Stempel auf die Hand und ein Kaubonbon als Dankeschön.

Insgesamt partizipierten vormittags zehn Kinder, wobei drei Bilder nicht auswertbar waren. Zwei Kinder waren zu jung und ein Jugendlicher wiederum zu alt. Ein weiterer Junge war sehr nervös und gab sein Bild ab, ohne Informationen über seine Familie mitteilen zu wollen. Nach einer Pause wechselte der Dolmetscher und es kamen zwei Dolmetscherinnen, die auch sofort instruiert wurden. Leider kamen nachmittags aber kaum noch Kinder hinzu. Insgesamt nahmen 14 Kinder teil. Da wir uns für den ersten Tag ein Ziel von 10 Kindern gesetzt hatten, waren wir mit der Tagesbilanz soweit zufrieden. Alles in allem war es ein sehr herzlicher, aber auch interessanter erster Tag im Feld und die Gruppe fühlt sich hoch motiviert weiter zu arbeiten.

Anna Strunk

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