05 Apr Workshop an der Universität Plovdiv
4.-5. April
Nachdem wir alle den ersten Tag in Plovdiv damit verbracht haben, die Stadt erst einmal kennen zu lernen, starteten die ersten zwei Tage zunächst mit einem Theorie Workshop an der Paissi-Chilendarski-Universität in Plovdiv. Um uns aufs Feld vorzubereiten gab es einen theoretischen Input sowohl von Wissenschaftler*innen aus Deutschland, als auch von bulgarischen Kolleg*innen aus Plovdiv. Am ersten Workshoptag wurden wir in die Methoden der Urban Studies, Konfliktforschung und Mediation eingeführt.
Zum Einstieg gab Dr. Sebastian Kurtenbach uns einen Überblick zum „Code of the Street“ nach dem Buch von Elijah Anderson. In „Code of the Street“ untersuchte Anderson, wie Menschen in marginalisierten Nachbarschaften, sogenannten „risky places“ bestimmte Normen zu den Kernelementen Respekt, Wahrnehmung von Gewalt, Statussymbole, Akzeptanz von Devianz, Feindschaft und Wahrnehmung von Nachbarschaft, entwickeln. Nach Anderson seien die von ihm herausgearbeiteten Normen unabhängig von Ort und Zeit überall auf der Welt gültig. Kurtenbach führte hierzu Studien in Deutschland, Pakistan, Südafrika und Bulgarien durch und kam zu dem Entschluss, dass der „Code oft the Street“ abhängig vom kulturellen Kontext ist und sich somit im internationalen Vergleich in verschiedenen Normen unterscheidet.
Zu Methoden- und Ursachenforschung von Konflikten erhielten wir einen Einblick von Dr. Helge Döring. Hierbei ging es darum, wie Konflikte entstehen, wie sie sich charakterisieren lassen und welche Lösungsansätze es gibt. Döring stellte uns diese Analyse am Fallbeispiel Bautzen vor, wo er zusammen mit Kurtenbach 2017 eine Studie über die Konflikte, rund um die Aufnahme von Geflüchteten, durchführte. Die Wissenschaftler*innen der Universität Plovdiv, Meglena Zlatkova und Julia Radanova, haben die Themen Konflikte und Mediation behandelt. Bei Zlatkova ging es darum, dass Sozialarbeiter*innen , aber auch Menschen im Allgemeinen, mit einer nicht voreingenommen Akzeptanz an zwischenmenschliche Beziehungen herangehen, um diese effektiv führen zu können. Julia Radanova gab uns einen Überblick darüber, wie Mediation kleinschrittig aussehen sollte, wenn es zu Konflikten in Familien kommt. Außerdem hatten wir als Studierende die Gelegenheit unsere Forschungsdesigns für die Themen Diskriminierung, Armut und Familie vorzustellen. Darüber hinaus hatten wir die Möglichkeit, zwei Nachbarschaften der Roma-Communities zu besuchen.
Schließlich haben wir am zweiten Workshoptag Vorträge von Dr. Aneliya Avdzhieva und Dr. Svetoslava Mancheva zu dem Thema Roma in Bulgarien gehört. Hier wurden wir sowohl mit einigen allgemeinen Zahlen und Daten vertraut gemacht, als auch mit der Studie von Nikola Venkov „Results from an Ethnographic Study of the Communities in the Neighbourhood of Stolipinovo“. Methodischen Input gaben uns auch Ina Schäfer zur Methode der Reflexiven Photographie und Sinje Brinkmann zur qualitativen Fallstudien in der Familienforschung. Zudem hatten wir die Gelegenheit, den Wissenschaftler*innen der Universität Plovdiv unsere Forschungsdesigns vorzustellen und einige Tipps für die Feldforschung in der kommenden Woche, von bereits erfahrenen Forscher*innen, zu bekommen.
Insgesamt war der Workshop ein gelungener theoretischer Einstieg auf die bevorstehende Woche im Feld. An dieser Stelle möchten wir uns nochmal ganz herzlich bei diesen Kolleg*innen der Universität Plovdiv für die Vorbereitung und Durchführung des Workshops, aber auch für die tolle Unterkunft und Verpflegung bedanken! Außerdem natürlich auch bei allen Vortragenden.
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